Bailly Diehl Laden in Frankfurt (2024)

Michael Bailly lebt für seinen Beruf. Von Kindesbeinen an gehörte Mode zu seinem Leben dazu. Bereits 1974, mit 29 Jahren, eröffnete Bailly seine erste Boutique in Hanau und expandiert seitdem kontinuierlich im ganzen Rhein-Main-Gebiet. Seiner Heimatstadt Hanau, wo alles begann, wird er immer besonders verbunden bleiben. Und so verwundert es nicht, dass er sich in hohem Maße einsetzt für die Belebung der Hanauer Innenstadt. Bailly ist der festen Überzeugung, dass der stationäre Einzelhandel nicht aussterben wird, da die Bürger*Innen eine lebendige Stadt mit diversen Handels- und Gastronomieformaten wünschen. „Innenstädte sind Begegnungs- und Kommunikationsstätte einer lebendigen Gesellschaft“, so der Unternehmer. Aktuell arbeitet er an der Entwicklung eines selbst gestalteten Quartiers in Hanau.

So erfolgreich seine Läden laufen, auch an Bailly Diehl gehen die Folgen der Corona-Pandemie nicht spurlos vorbei. Wir sprachen mit dem Unternehmenschef über sein Erfolgsrezept, die Herausforderungen der Pandemie speziell für den Einzelhandel und wie ihm die Förderangebote des Landes Hessen und der WIBank geholfen haben.

Herr Bailly, 1974 haben Sie Ihr erstes Modegeschäft gegründet. Wie kam es dazu?

Meine Mutter war eine begnadete Schneiderin mit höchstem Handwerkskönnen, größter Kreativität und bester Kundschaft. Schon als Kind war ich immer in der Werkstatt an ihrer Seite und dadurch der Textilbranche seit ich denken kann sehr eng verbunden. So kam es auch, dass ich in einem renommierten Stoffgeschäft in Frankfurt am Main Verkäufer gelernt habe und mir sehr schnell klar wurde, dass ich mich in dieser Branche richtig aufgehoben fühle und mich hier selbstständig machen möchte. Damals träumte ich davon, am Kaiserplatz in Frankfurt im damaligen Mercedes-Haus ein Geschäft zu eröffnen.

Zunächst musste ich aber etwas kleiner anfangen: 1974 habe ich meine erste ca. 50qm große Boutique in meiner Heimatstadt Hanau in der Nürnberger Straße eröffnet. Die Miete war zwar horrend hoch, aber ich wusste, den entsprechenden Umsatz in der dortigen Lage generieren zu können. Getauft habe ich mein erstes Geschäft NB-Boutique – nach den Initialen meiner Tochter. Ich habe jedoch schnell gemerkt, dass ich nicht anonym handeln möchte. Stattdessen möchte ich mit meinem Namen stehen, der meiner Kundschaft Verlässlichkeit bieten soll. So habe ich den Laden in Bailly umgetauft – ein voller Erfolg. Das Geschäft entwickelte sich gut und ich konnte schnell expandieren, indem ich nebenliegende Immobilien zusätzlich angemietet habe. 1979 konnten wir sogar noch ein Bistro eröffnen – das wir im Übrigen gerade umbauen und neu eröffnen werden.

Wie hat sich Ihr Unternehmen seit der Gründung entwickelt und wofür steht Bailly Diehl heute?

1977 habe ich mein erstes Geschäft in Frankfurt im Steinweg aufgemacht –da sind wir auch heute noch. Und dann kamen Schritt für Schritt weitere Läden dazu. Diehl ist übrigens ein erfundener Zusatz. Insgesamt sind wir mit 18 Geschäften in Wiesbaden, Mainz, Frankfurt, Neu-Isenburg, Hanau, Aschaffenburg und im Main-Taunus-Zentrum vertreten und beschäftigen insgesamt 110 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. In Hanau ist unsere Zentrale mit der gesamten Verwaltung und Warenlogistik angesiedelt. Von hier steuert meine Frau Christiane mit ihrer Assistentin den gesamten Einkauf. Die Ware wird hier ausgezeichnet und mit eigenen Fahrzeugen ausgefahren. Wir sind ein Familienunternehmen durch und durch!

Und was ist Ihr Erfolgsrezept?

Unser Erfolg hängt ganz klar damit zusammen, wie wir unsere Produktpalette zusammenstellen, und zwar zu einem Sortiment, das die Kunden überrascht. Jede Kollektion hat zu uns zu passen, nicht wir zu den Kollektionen. So selbstbewusst sind wir und so selbstbewusst kaufen wir auch ein. Das macht den Unterschied zu vielen anderen Modehäusern. Ausschlaggebend ist also, dass die Marken, die Sie vielleicht auch woanders finden, bei uns in einer neuen, überraschenden Form präsentiert, kombiniert und mit einer guten Beratung den Kundinnen und Kunden vermittelt werden. Dabei spielen dann natürlich unsere Verkäuferinnen und Verkäufer eine große Rolle. Der Schlüssel zum Erfolg im Einzelhandel sind außerdem Begrüßungskultur, Beratungskultur und Verabschiedungskultur. Das habe ich schon ganz früh gelernt und das gilt auch heute noch.

Wie hat die Corona-Pandemie und der damit verbundene Lock-Down Ihr Unternehmen getroffen?

Zu Beginn waren wir uns der Dimension dessen, was da auf uns zukommt, gar nicht bewusst. Aber im Zuge des ersten Lockdowns war dann doch schnell klar, dass unsere gesamte Jahresplanung hinfällig werden würde. Unser Steuerberater riet uns umgehend zu einer Worst-Case-Planung, die zu einer großen Ernüchterung und Verunsicherung geführt hat. Wir mussten auch Kurzarbeit anmelden, denn unsere Kundschaft ist ja von jetzt auf gleich weggefallen. Über einen klassischen Online-Shop verfügen wir nicht. Wir posten mal einzelne Looks oder Kleidungsstücke auf unserer Webseite oder auf Instagram bzw. Facebook. Bei Interesse kann man dann Kontakt zu uns aufnehmen und die Artikel dann bestellen, aber das ist nicht die Regel. Und natürlich hat das nur einen Bruchteil der sonst üblichen Einnahmen eingebracht.

Hinzukommt das große Problem, das für den Einzelhandel generell galt: Die Ware war bereits für die komplette Frühjahrs- und Sommersaison angeschafft und vor Ort. Und dann sind mit März und April zwei komplette Monate weggefallen, in denen eigentlich die Saison richtig losgeht. Das ist Verfallsware – das heißt, danach beginnt man zu reduzieren und man erzielt nicht mehr die Spanne, die man benötigt, um die Kosten zu tragen. Jetzt beim zweiten Lockdown ist es ähnlich: Die Monate November und Dezember sind eigentlich entscheidend für den Einzelhandel, um über das Jahr erzielte Verluste auszugleichen und Erträge einzufahren. Das fällt jetzt erneut aus und ist auch im nächsten Jahr nicht wieder einzuholen. Von 1974 bis jetzt habe ich sehr viele Krisen mitgemacht, aber eine solche wie diese bisher noch nicht.

Wie sind Sie auf unsere Fördermöglichkeiten aufmerksam geworden und welche Erfahrungen haben Sie auf Ihrem Weg zur „Liquiditätshilfe“ gemacht?

Mein Steuerberater hat mich auf die Fördermöglichkeiten der WIBank, konkret auf die Liquiditätshilfe für hessische KMU, aufmerksam gemacht, die ich dann auch bei meiner Hausbank angefragt habe. Der große Vorteil für mich ist, dass diese Mittel – bedingt durch die Nachrangigkeit des Kredits – eigenkapitalähnlich sind. Und das ist für mein Rating sehr wichtig. Diese Eigenschaft stellt einen großen Mehrwert für uns Unternehmen dar.

Nachdem die WIBank zu Beginn der Krise 200.000 Euro bewilligt und rasch ausgezahlt hat, beantrage ich aktuell eine Aufstockung auf 500.000 Euro. Diesen Liquiditätsspielraum können wir nach wie vor sehr gut gebrauchen, vor allem wenn es um Skontonachlässe geht.

Es gibt derzeit nicht viele Unternehmen, die optimistisch in die Zukunft blicken können. Die Krise wird Wirtschaft und Gesellschaft voraussichtlich stark verändern. Was treibt Sie an und wie schauen Sie in die Zukunft?

Ohne Optimums kann man kein Geschäft führen und ohne Optimismus kann man keinen Einkauf betreiben, der neue Dinge aufgreift und überraschende Outfits miteinander kombiniert.

Ich habe mir ein Zitat von Norman R. Augustine, einem amerikanischen Luft- und Raumfahrt-Unternehmer, zu eigen gemacht. „Die Welt besteht aus denen, die etwas in Gang setzen; denen die zusehen, wie etwas geschieht und denen, die fragen, was geschehen ist.“ Wir wollen natürlich immer zu denen gehören, die etwas in Gang setzen. Ich denke es ist enorm wichtig, sich nicht entmutigen zu lassen und auch in Krisenzeiten bedeutende Schritte zu gehen, zum Beispiel trotzdem zu investieren, sozusagen in die Zukunft investieren. So erklärt es sich auch, dass ich aktuell, wie eingangs erwähnt, gerade unser Bistro neu aufbaue und viel Geld reinstecke – auch jetzt, wo es um die Gastronomie nicht so gut bestellt ist. Ich tue das, weil ich fest an mein Bistro-Konzept glaube - Krise hin oder her.

Das Interview mit Michael Bailly haben wir Mitte November 2020 geführt.

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